Was du wirklich bist

Frage: Du sagst, ich sei nicht, wer ich zu sein glaube?! 

 

Sascha: Genau. Lass uns ein kurzes Experiment machen... Hast du dich je mit einer Getränkedose verwechselt? Oder mit einem Stück Brot? 

 

Frage: Nein! (lacht) 

 

Sascha: Natürlich nicht. Denn du bist du und diese Dinge sind ja außerhalb von dir. Aber wo genau machst du die Trennung zwischen du und nicht-du? Bist du zum Beispiel deine Haare? 

 

Frage: Nein, nicht wirklich... (fasst sich in die Haare) aber meine Haare sind ein Teil von mir. 

 

Sascha: Genau! Ein Teil von dir, aber nicht du. Wie ist es mit deinem Körper, bist du dein Körper? 

 

Frage: Ja, natürlich. 

 

Sascha: Jetzt schau dir die Spitze deines kleinen linken Fingers an. Bist du diese Fingerspitze oder ist sie eigentlich auch bloß ein Teil von dir? 

 

Frage: Äh... (pause) nun, so gesehen, nur ein Teil von mir... 

 

Sascha: Genau. Nun sag mir - welcher Teil deines Körpers bist du? 

 

Frage: (pause) ich bin nicht sicher... aber ich bin ja hier und mein Körper fühlt sich... nach mir an. Aber ja, mein Arm ist nur ein Teil und auch meine Beine... irgendwie ist wohl mein ganzer Körper ein Teil von mir. Und alle Teile zusammen bin dann eben ich! 

 

Sascha: Ich fürchte, das ist mehr ein Gedanke als eine Wahrnehmung, da warst du zu voreilig... Als du gerade eben die einzelnen Teile deines Körpers gefühlt und beobachtet hattest, wer hat dieses Beobachten getan? 

 

Frage: Nun, ich! 

 

Sascha: Hat dein Körper sich selbst beobachtet? 

 

Frage: Nein... (zögert) ich habe meinen Körper beobachtet. 

 

Sascha: Genau. Du hast also die einzelnen Teile deines Körpers gefühlt. Und dann den Körper als ganzes. Siehst du, dass da eine Unterscheidung, eine Trennung besteht? 

 

Eine Trennung zwischen dir als Beobachter und deinem Körper als beobachtetes Objekt? So wie du von "hier drinnen" die Getränkedose, das Brot und deine Haare als etwas "dort draußen" erkannt hast, hast du jetzt gesehen, dass da eine Distanz zwischen dir und deinem Körper besteht. Eine Distanz im Betrachten. Im An-schauen. Schau nochmals ganz genau! (pause) Und? 

 

Frage: Ja... da ist eine Distanz... 

 

Sascha: Du bist also nicht der Körper, sondern der Beobachter und du hast diesen Körper. Der ganze Körper ist also ein Teil von dir. Es stimmt zwar, dass es sich so anfühlt, wie wenn wir unser Körper wären, aber wenn du genau hinschaust, stimmt es nicht. Dann ist unser ganzer Körper eben ein Teil von uns. 

 

Nicht zuletzt hat dein Körper als Eizelle und Spermium sehr klein angefangen und ist auch heute bloß die Summe dessen, was du gegessen hast. Einfach ein Haufen Nahrung. 

Und doch bist du da. Als Beobachter deines Körpers. 

 

Frage: Das ist zwar brutal ausgedrückt, und es gefällt mir nicht. Aber ja, du hast recht. Ich kann es aber nur ganz kurz so klar sehen, dann verschwimme ich wieder mit meinem Körper... 

 

Sascha: Das liegt an der Gewohnheit. Wir unterliegen dieser Täuschung, weil wir nie wussten, dass hier eine Täuschung ist. Jetzt können wir aber forschen und herausfinden, was hier Echt ist und was Täuschung, einfach durch hinschauen. 

Jetzt schau mal: Bist du deine Emotionen oder hast du Emotionen? 

 

Frage: Hm... es fühlt sich zwar so an..., aber ja, ich kann meine Gefühle fühlen. Da ist so was wie Angst. Und es ist wie ein Sehen. Ich kann die Angst sehen. 

 

Sascha: Ja, es ist ein an-schauen. Ein an-sehen. Du bist hier und deine Gefühle sind dort. Sie sind Objekte deiner Wahrnehmung. So wie dein Körper oder das Stück Brot und die Getränkedose... sie sind alle dort draußen und du schaust sie an. Wie ist es mit deinen Gedanken? 

 

Frage: Ha! Das ist knifflig... Ich denke... ich denke darüber nach und beobachte mich gleichzeitig, wie ich darüber nachdenke... hm... es ist absoluter Wahnsinn, (lacht nervös) aber ja, da ich meine Gedanken wirklich beobachten kann, müssten sie draußen sein. Außerhalb von mir. Dinge, Objekte... 

Und doch bin ich es, der dies alles gerade denkt... (pause) da dreht sich mein Gehirn im Kreis... 

 

Sascha: (lacht) Ja, Anfangs ist es sehr verwirrend... Wir leben alle in dieser Täuschung. Wir schauen immer nur nach außen und fragen nicht, ob das, was wir für echt halten, wirklich echt ist. 

 

Frage: Ja aber... das ist doch Wahnsinn! Du hast recht, aber wieso hat mir das nie jemand gesagt?! Ich kenne niemanden, der das weiß! 

 

Sascha: Wieso auch?! Alle leben so, niemand in unserer Kultur versucht wirklich je herauszufinden, was seine wahre Realität ist. Einfach, weil keiner auf den Gedanken kommt, es könnte etwas nicht stimmen... 

 

Aber genau das ist es, was Buddha, oder Lao-Tzu, Shankara, Jesus, Meister Eckhart und wie sie alle heißen, versucht haben uns zu sagen: Schau nach innen und du wirst die Wahrheit finden! Und wir haben Religionen daraus gemacht und bleiben lieber beim Beten und Glauben, als wirklich hinzusehen und herauszufinden, was wirklich Echt und Real ist - und was Täuschung und Illusion...

 

Und ja, ein weiter Grund ist, dass es eine unbequeme Wahrheit ist. Sie macht Angst... Also sag mir: Was bist du - und was bist du nicht? 

 

Frage: (lange pause) Schwierig... also, ich bin ganz sicher hier! Ich bin ich! Und doch ist alles, was ich sehe oder fühle dort draußen und also nicht ich... das macht mir wirklich Angst. Ich bin nichts von all dem und doch... aber ich bin doch... 

 

Sascha: Ok. langsam... keine Sorge. Alles in Ordnung. Du bist ja da. Nicht?! Du existierst doch ganz offensichtlich. Ich verspreche dir, du wirst dich nicht in Luft auflösen (lacht). 

 

Und doch bist du nicht dieser Körper, die Gefühle oder Gedanken. 

 

Aber die eigentlich große Täuschung darüber, wer du bist und wer du nicht bist, liegt darin, dass du dich auf deinen Körper reduziert hast. 

 

Du gehst durchs Leben und glaubst dieser Körper mit seinen Gefühlen und Gedanken zu sein. Du hängst ganz stark an ihm. Weniger stark hängst du an Dingen, welche noch weiter "draußen" sind. Dingen wie deinem Namen, deiner körperlichen Attraktivität, deinen Talenten, 

deinen Neurosen, deinem Geld, Karriere, Partner, sozialen Status, deinem Auto. 

 

Und jetzt, wenn du genau hinschaust, ist scheinbar alles dort "draußen", ist alles nicht-du, wie ein Stück Brot und eine Getränkedose... Scheinbar bleibt von dir nichts mehr übrig... Was ist jetzt also die Realität? Nun, nochmals - du bist nicht dein Körper.

 

Das heißt nur, dass du nicht auf deinen Körper begrenzt bist. Wenn du genau hinschaust, bleibt nichts, aber auch gar nichts übrig was du bist. Und doch bist du da. Das fühlst du ja auch ganz klar. Denn obwohl du nichts bist, bist du doch auf nicht-materielle Weise da, als reines Bewusstsein! Reines Sehen! Reines Lebendigsein... 

 

Frage: Was!!! 

 

Sascha: Ja, und hier kommen wir an die Grenze dessen, was du im Moment sehen kannst. Wenn du immer wieder hinschaust und genau siehst, dass du nichts von all dem hier bist. Weder Körper, noch Gefühl, noch Gedanken - und einfach als das bleibst, was du dann bist, dann wird sich das Geheimnis von alleine lüften. 

 

Dann wirst du irgendwann sehen, dass du gleichzeitig nichts bist und alles. Dann ist dein Körper wirklich ein Teil von dir, aber du bist nicht auf ihn reduziert. Dann wird das ganze Universum zu deinem ich - und zu nichts zugleich... 

 

Frage: (lange pause) Ich bin nicht ich und dann gleichzeitig nichts und alles? 

 

Sascha: Genau. 

 

Frage: Aber das kann ich jetzt nicht sehen! 

 

Sascha: Bis heute glaubtest du jemand mit einem Namen, Körper, bestimmten Charakter, Familie, Gedanken und einem roten Opel Corolla... 

Und dann hast du jetzt ganz einfach und klar sehen können, dass das, was du wirklich bist, das was in dir lebendig ist, nichts mit all diesen Objekten zu tun hat. Du bist reines Bewusstsein! 

 

Frage: So ganz sicher bin ich noch nicht... 

 

Sascha: Natürlich nicht. Du hast dein ganzes Leben in einer Täuschung verbracht. Du hast keine Übung die Realität zu sehen. Deine Unterscheidungsfähigkeit ist noch sehr schwach. Dies ist echte Meditation. Dies ist die Übung des Buddha, des Zen, der Mystiker. Hinschauen! Sehen, was echt ist und was falsch. Unterscheiden. 

 

Wenn du wirklich interessiert bist, an der Realität, an der Wahrheit, dann wirst du diese Erforschung weiterführen. Dann wirst du damit Zeit verbringen zu sehen, was du bist und was nicht. Dann, mit der Zeit wird es einfacher und klarer. Ohne hinzuschauen passiert gar nichts, tut mir leid... 

 

Frage: Und was genau soll ich tun? 

 

Sascha: Beginn immer wieder damit zu sehen, was du bist und was außen ist. Spüre diese Trennung, welche in den Dingen liegt, welche du beobachtest. Spüre dieses Gefühl von: Ich bin hier und das ist dort. Spüre diese Trennung. 

 

Wenn das leichter geht, dann bleib in dir. Bleib in diesem Sein von "Ich sehe". Du bist der Beobachter. Du bist das Bewusstsein. Du bist das einzige, was lebendig ist und sehen kann. 

 

Alles andere sind Objekte. Aber du bist das Bewusstsein selbst. Versuche nicht, dich als Bewusstsein zu sehen. Du bist Bewusstsein, das reicht. Verbleibe als dieses Bewusstsein. Ohne Anstrengung. Du brauchst kaum etwas dafür zu tun. Du warst ja schon immer dieses Bewusstsein, du hattest dich bloß mit diesem Körper verwechselt (lacht).

 

Es ist also nichts neues, was du erreichen müsstest. Unterscheide bloß und bleib bei dir. 

Was auch immer mit deinem Körper geschieht, welche Gefühle und Gedanken auch immer kommen, bleib du selbst, als Bewusstsein und beobachte einfach, was du als Mensch den ganzen Tag lang tust.

 

Lass den Menschen sich um sich selbst kümmern, du brauchst nichts bestimmtes zu tun, weder zu meditieren, noch sonst was. Was auch immer du tust, sei einfach bewusst. 

 

Und wenn du irgendwann unsicher bist, ob du es richtig machst, so ist diese Verwirrung auch bloß ein Gefühl, ein Zustand. Und du kannst einfach zusehen. Egal welche Gefühle oder Gedanken kommen und gehen, du kannst sie beobachten - so wie du sie schon immer beobachtet hast. Nur... wusstest du noch nicht, dass du das bist... 

 

Tu das einfach. Sei du als Bewusstsein, als Beobachter und mach dir keine Sorgen, ob du es richtig machst. Sei geduldig und sanft. Und wenn Angst aufkommt, oder Zweifel, so sind auch diese bloß Gefühle und du kannst sie einfach beobachten - wie sie kommen und wie sie gehen. 

 

Und wenn die Zweifel zu stark werden, dann schau einfach genau, was Realität und was Täuschung ist. Täuschung bedeutet, etwas für real halten was bloß ein flüchtiger Schatten ist. Wie eine Lüge. Es ist nicht, was es zu sein scheint. Es hat keine echte Substanz, keine Dauer.

 

Wie wenn ich zum Beispiel behaupten würde, dass ich fliegen könne. Es ist an dir mir zu glauben oder mich auf die Probe zu stellen. So ist es mit den Gedanken. Glaube ihnen nicht, prüfe sie. Prüfe, was echt und dauerhaft ist. 

 

Gedanken kommen und gehen, und sie haben dir schon so viel Mist erzählt. Aber du, du als Bewusstsein warst schon immer da. Jede Sekunde deines Lebens. Das kannst du in jedem Moment überprüfen. Das ist verlässlich. Es ist das einzig verlässliche überhaupt... Also macht es Sinn, bei dem zu bleiben, was immer da ist, anstatt flüchtigen Gedanken und Zweifeln nachzuhängen... Also, sei zuerst du selbst und kümmer dich erst in zweiter Linie um die philosophischen Fragen deines Lebens. 

 

Sei du selbst, und irgendwann, wirst du als Beobachter mit dem Beobachteten eins werden. Dann wird es keine Trennung mehr geben. Aber kümmere dich nicht darum. Schritt für Schritt. Jetzt sei einfach wer du bist und schon immer warst - reines Bewusstsein!