Erleuchtung - welcher Weg passt zu dir?

Diese Frage hat mich sehr berührt:

 

Ist es nicht auch wichtig das Herz zu reinigen? Ist der "Weg" letztendlich nicht ein Herzensweg?

Du antwortest immer sehr intensiv und liebevoll. Ich habe Dir schon geschrieben, dass ich dabei Dein großes Herz spüre. Aber in Deinen Texten sprichst Du von Dingen wie Mitgefühl, Aufrichtigkeit  nicht - warum? Du sagst, dass man sich bemühen muss/soll - aber die Bemühung ist doch nicht nur das Üben im Hier und Jetzt da zu sein, sondern auch die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst.

Wie betrachtest Du diese Dinge?

 

In jeder Entwicklung geht es darum, mehr Freiheiten zu finden. Wenn du dich z.B. mit deinen Emotionen auseinandersetzt und sie nicht nur auslebst oder verdrängst, dann lernst du viel über deine tieferen Beweggründe, über alte Wunden oder Sehnsüchte. Und du lernst negative Gefühle besser auszuhalten und zu integrieren.

 

Wahre Freiheit bedeutet auch, Verantwortung übernehmen zu können.

 

Wenn du also alle deine Emotionen fühlen kannst ohne von ihnen bestimmt zu werden, dann hast du mehr Freiheit in deinen Emotionen erlangt. Du bist frei mehr zu fühlen ohne reagieren zu müssen. Im Angenehmen wie im Unangenehmen.

 

Das gilt natürlich auch für das Denken, die Ideen, Ideale, Wünsche. Nur wer sich mit seinen inneren Bildern auseinandersetzt kann über sich selbst hinauswachsen und mehr Freiheit erlangen. Das kann nie ein abstrakter, blutleerer Prozess sein, sondern muss immer ein direktes kritisches Konfrontieren sein.

 

Der Weg des Erwachsens ist aus meiner Sicht nicht verschieden von jeder anderen menschlichen Entwicklung. Erleuchtung ist für mich kein unabhängiges spirituelles Ziel. Jede beliebige Entwicklung hin zu mehr Freiheit ist für mich ein Stück weiter auf dem Weg des Erwachens.

 

Worauf auch immer du deine Bewusstheit lenkst wird erleuchtet und also integriert. Stück um Stück. Und mein Ansatz ist, die Bewusstheit direkt auf sich selbst zu lenken. Schau dich selbst direkt an. Dein Innerstes.

 

Alles andere – ob Emotionen, Gedanken, Beziehungen, Wünsche, Hoffnungen, Ängste – all dies ist letztlich doch weiter draußen. Und ja – wenn du deine Bewusstheit auf diese Dinge lenkst, wirst du darin freier, reicher, voller – menschlicher.

 

Und doch scheint mir, der Blick nach innen, in dein Innerstes – auch der direkteste Weg zu sein. Wenn du dich selbst integriert hast, dann wird die Befreiung aller anderen menschlichen Aspekte einfach viel leichter werden. Denn dann stehst du dir selbst nicht mehr so sehr im Weg hin zu Mitgefühl und Aufrichtigkeit. 

 

Erwachen führt zu Mitgefühl und Aufrichtigkeit. Und ja – auch umgekehrt stimmt es. Mehr Mitgefühl und Aufrichtigkeit führt zum Erwachen. Doch welcher Weg ist schneller?

 

Am Ende – im echten Leben, werden ja dann doch beide Wege gleichzeitig beschritten. Und so war und ist es auch für mich. Ich habe nicht nur isoliert meditiert um zu erwachen. Ich habe auch immer versucht als ganzer Mensch freier und vollständiger zu werden.

 

In der Bhagavad Gita, einem der wichtigsten spirituellen Gesänge der Inder, werden drei Wege zu Gott beschrieben. Jnana-Yoga, der Weg der Erkenntnis. Karma-Yoga, der Weg der Hingabe, Und Bhakti-Yoga, der Weg des Herzens. Alle Wege sind Wege zu Gott und am Ende führt jeder Weg auch zu den anderen Wegen. Wie könnte es auch anders sein?!

 

Es gibt verschiedene Hauptwege weil die Menschen verschieden sind und also verschiedene Zugänge haben. Mag sein, du gehst vor allem den Weg des Herzens. Ich bin immer den Weg der Erkenntnis gegangen. Bis an sein Ende. Und von dort aus entwickle ich mich heute als Mensch weiter. Alle Wege sind mir heute der EINE Weg. Deshalb habe ich eine Beziehung und ein Kind und gehe arbeiten um mein Kind zu ernähren.

 

Mitgefühl und Aufrichtigkeit in jedem Moment. Mit offenen Augen leben und mit reinem Herzen sterben.