Die Leinwand ist der Film ist die Leinwand ist der Film... Wer bist DU?

es fühlt sich für mich immer so eigenartig an und ich weiß auch gar nicht, warum das bei mir immer einen innerlichen "Widerstand" hervorruft, wenn Du z. B. sagst: du bist der Wahrnehmende! 

 

Im Zen heißt es: Wenn ich mit meinem Finger auf den Mond deute, so schau nicht auf meinen Finger - schau auf den Mond.

 

Worte sind solche Finger. Sie deuten bloß - aber weil sie auf DAS deuten, achten wir natürlich ganz genau auf jeden Buchstaben. Was sonst?!

 

Genauso ist es, wenn ich versuche, jemandem der noch nie eine Banane gegessen hat, den Geschmack von Banane zu erklären. Jedes Wort, jeder Vergleich, jede Beschreibung muss falsch sein. Erst wenn der Betreffende endlich selbst in eine Banane beißt - weiß er wirklich.

 

Und so ist es natürlich auch mit meinen Worten. Sie sind alle falsch. Sie sind nur Finger die auf den Mond deuten. Aber - ich freue mich sehr über den Kommentar. Denn er gibt mir die Möglichkeit genauer zu deuten und ein paar Missverständnisse auszuräumen.

 

Wenn ich sage: "DU bist der Wahrnehmende!", so ist das natürlich falsch. Völliger Quatsch. Aber - wenn klar ist, dass dieser verrückte Satz eben nur der Finger ist - der auf den Mond deutet, so muss man diesen Satz nehmen und ihn in der Tiefe wirken lassen. 

 

 

Wahrnehmung ist für mich immer noch im Bereich der Dualität bzw. Illusion. Wenn es um das geht, wer ich wirklich bin, also die letzte Realität, so kann es sich eigentlich nur um reines Gewahrsein, reines Sein oder Bewusstsein, wie immer man es nennen will, handeln. So empfinde ich es jedenfalls.

 

Das lustige ist, dass es eigentlich gar keine Illusion gibt. Bzw. es gibt nur die Erscheinung einer Illusion - und diese wiederum ist geschaffen aus purer Realität. Und das macht es nochmal schwerer in Worten auch nur halbwegs gerade auf den Mond zu deuten. Dieser Finger schwankt und zittert wie verrückt.

 

Wahrnehmung, Gewahrsein, Sein oder Bewusstsein. Relativ betrachtet ist alles relativ. Absolut betrachtet ist alles absolut.

 

Jetzt bitte nicht aufregen. Geduld...

 

 

Ich frage mich mittlerweile auch schon, gibt es überhaupt einen der "schaut". Ist nicht alles was wir diesbezüglich vermuten nur eine Illusion, oder der Traum?

 

Genau darum geht es. Es schaut niemand. Auch "Schauen" als Prozess passiert nicht. Und angeschaut wird auch nicht.

 

Alles was wir haben, ist das SEIN der Erscheinung - jenseits von Zeit und Raum weil selbst Zeit und Raum nur weitere Erscheinungen sind.

 

Es gibt nur den Traum und er drückt sich selbst in mannigfaltiger Weise aus. So wie das eine Meer sich in unzähligen individuellen Wellen ausdrückt. Das Gefühl von Ich schaue - ist nur eine Welle. Genauso wie unser geboren werden und sterben. Oder unser Erwachen.

 

 

Unser Selbst ist die Leinwand, auf der alles erscheint. Aber diese Leinwand tut weder irgend etwas, noch wird sie je von dem Geschehen, das sich auf ihr zeigt, berührt. Die Leinwand wird sicher auch nicht "schauen". Sie bietet eigentlich nur die Möglichkeit, dass sich der "kosmische Film", mit allen Möglichkeit die es gibt, auf ihr zeigen kann.

 

So ist es. Es gibt nur eine Leinwand aus Licht. Nichts erscheint auf ihr. Sie ist jegliche Erscheinung. Sie ist die Erscheinung von Zeit und Raum und damit dem unendlichen Universum. Dabei ist nie etwas geschehen. Nichts ist je entstanden. Nichts hat sich je verändert oder wird je sterben.

 

Wenn ich also sage: "DU bist der Wahrnehmende!", so will ich die erlebte Trennung zwischen dem Ich und dem Nicht-Ich maximal verstärken - wenn dann aber kein perspektivisches "Innen" mehr übrig bleibt, welches irgendein "Außen" betrachten könnte, platzt die Blase der Illusion, ein menschlicher Wahrnehmender zu sein. 

 

Die Welle betrachtet das Wesen ihres Welle-Seins immer tiefer, bis ein Erkennen auftaucht, dass es nie eine Welle gab. Das Meer wird drin nicht direkt erkannt. Diese Bewegung ist nicht möglich. Aber im Nicht-Welle sein, spiegelt sich die unfassbare Vollständigkeit des Meeres.

 

Im Mensch-Sein - im Bewusstsein des Menschen, kann GOTT sich ahnen. Auch ein Stein ist GOTT. Aber wo sollte GOTT sich dort spiegel?

 

"DU bist der Wahrnehmende" bedeutet, dass du eben als Mensch - nicht der Wahrnehmende bist. Das du als Mensch tiefer gehen musst. Dass das was DU bist, das Meer ist. Der Traum. Das nonduale, allumfassende, Raum- und Zeitumfassende SO-SEIN.

 

Darauf deutet mein Finger. 

 

Doch Achtung! Wir Menschen lieben es, uns inspirieren zu lassen. Das Gefühl der Verbundenheit mit einer tiefen Wahrheit so deutlich zu spüren. Aber leider wirkt dieses Glück oft nicht allzu lange. Und schon bald müssen neue Inspirationen gefunden werden.

 

Damit Inspiration aber mehr wird als nur eine emotionale Erhabenheit - muss geforscht werden. Wer ist es denn der da inspiriert ist? Wer will hier Fortschritte machen? Wer will aufwachen? Wer bin ich? Und wer bin ich nicht?