Das Leben ist ein Fluss. Mal ruhig, mal tosend, treibt er uns unaufhaltsam einer unbekannten Zukunft entgegen. Und weil der Mensch sich erinnern kann und sich aus der Erfahrung und Geschichte heraus verschiedene Zukunftszenarien vorstellen kann… weis er auch, was alles schief gehen kann.
Was wenn die Wirtschaftsblase platzt und wir in eine weitere Weltwirtschaftkrise mit Millionen Hungernden gestürzt werden? Was wenn Nordkorea irgendwann doch eine Atomrakete auf die USA feuert? Wie sollen wir mit solchen Unsicherheiten umgehen?
Hierzu hat mich folgende Frage erreicht:
Was mich aber trotz aller bisher "einverleibter" Literatur über Advaita nach wie vor beschäftigt ist folgendes:
Wenn man die Weltlage so anschaut: Jaaah....was soll man tun bzw. nicht tun: beobachten bzw. die Leute informieren, aufwecken, was da draußen so "abgeht" und/oder was dann? Natürlich gibt's auch den Gegenpol, die positiven Kräfte, die das vehindern können...
Aber somit bin ich natürlich nicht mehr im Einssein, sondern in der Dualität (der Erde).
Wie gehst Du mit diesem allem um oder/bzw. ist Deine Sicht der Welt eine ganz andere? Mich ängstigt das alles, mal mehr, mal weniger...
Wir sind Menschen und als Menschen müssen wir wie Menschen denken und Handeln. So ist das halt. Und daher und darin stehen wir uns halt einfach (aus evolutionären Gründen) selbst am nächsten.
Das höchste Ziel der Menschheit muss sein, ihre Art zu erhalten. Das höchste Ziel des Individuums hingegen ist, sich selbst zu erhalten. Aber weil wir auch soziale Wesen sind (alles bloß Biologie), sind wir dennoch bereit, das Wohl unserer Familie oder sogar unseres Stammes über das eigene zu stellen.
Eigentlich müssten war also alle versuchen, eine harmonische Welt zu erschaffen. Gemeinsam an einer langfristigen Zukunft für den Planeten (den wir ja bewohnen wollen) arbeiten. Leider ist der Mensch (wieder biologisch) nicht wirklich bereit, sein persönliches Wohl für völlig fremde Menschen zu opfern. Nein, das würde er höchstens für eine tolle Geschichte (Ideologie) tun (meine Religion, mein Staat, mein Fußballverein).
Die Welt ist (aktuell) vor allem wegen der Menschen ein unsicherer Ort. Wir sind es ja, die die Umwelt zerstören, Arten auslöschen und Atomwaffen bauen.
Was ist also meine Sicht auf diese Frage?
Nun, ich weiß, dass ich nichts wissen kann. In der Geschichte unseres Planeten wurde alles Leben schon fünf Mal nahezu vollständig ausgelöscht. Aber jedes dieser extremen Massensterben ermöglichte das Entstehen völlig neuer Arten.
Zum Beispiel konnten nach der 4. Auslöschung die Dinosaurier entstehen. Und die wiederum waren die Opfer der 5. Auslöschung. Und nur weil die Geschichte sich genau so abgespielt hat, wie sie sich halt abgespielt hat, konnte die Natur (oder Gott) danach wieder ganz neue Arten erfinden – unter anderem auch den Menschen.
Woher will ich also wissen können, ob es nicht Gottes (die Natur) Plan ist, dass auch wir (Menschen) mit der 6. Auslöschung (die wir gerade selbst aktiv betreiben) zugrunde gehen, damit die Natur wieder ganz neue Lebensformen kreieren kann?
Wir sind nur, weil andere sterben mussten. Andere werden nur sein, wenn wir sterben. Daher sehe ich die Geschichte mit zwei Augen. Das Göttliche sieht, dass alles was geschieht göttliche Perfektion ist, einfach weil es genau so geschieht wie es geschieht. Das Menschliche sieht, dass ich als Mensch etwas tun kann und muss – gerade weil ich Mensch bin.
Und so ist es einfach. Kant stellte die Frage „Was soll ich tun?“ (richtiges moralisches Handeln) und gab gleich die Antwort, nämlich den kategorischen Imperativ der da besagt: „Handle so, dass dein Handeln zum allgemeinen Gesetz erhoben werden könnte.“
Und so kann jeder von uns (wenn er will) das tun, wovon er glaubt, dass es für den Planeten Erde langfristig das Beste ist. Das wird sicher nicht gleich für alle dasselbe sein.
Max wird als Protest gegen Massentierhaltung zum Veganer, Lisa warnt auf Youtube vor Impfstoffen als Ursache von Autismus, Heinrich unterschreibt eine Petition die die Impfpflicht fordert und Bill will freien Waffenbesitz zum Selbstschutz gegen Terroristen.
Aber wenn wir uns und dem Planeten nicht bald aus völliger Blindheit heraus die 6. Auslöschung beschert haben (neues Spiel neues Glück), dann bewegen wir uns als Menschen langfristig durchaus in eine Richtung, die der gesamten Menschheit und damit der Erde dient.
Es ist unser biologischer Egoismus, der uns langfristig dazu zwingt, für den Planeten und alle Lebewesen ein Gleichgewicht zu schaffen welches ein langfristiges Überleben als Art garantiert. Aber aktuell halten wir unsere extreme Zerstörungskräfte erst seit wenigen Jahrzehnten in den Händen und wir sind einfach noch zu unerfahren um die Konsequenzen tief genug zu verstehen und entsprechend gegen zu steuern.
Niemand von uns kann wissen, was Gott (die Natur) von uns will. Niemand weiß, was wir lernen sollen und müssen. Die Geschichte des Lebens jedoch zeigt, dass der Fluss des Lebens nie gerade ist, sondern viele Kurven und Schleifen macht, mal breit und langsam, mal schmal und reißend ist.
Unser Planet treibt passiv auf diesem Fluss. Und will wir nicht wissen können, was Gott (die Natur) will, können wir uns entspannen. Wir können es unmöglich richtig machen. Daher ist es OK nichts zu tun oder eine „falsche“ Entscheidung zu treffen. Sein Wille geschehe.