Sascha, meditierst du noch?

Als ich gestern Mittag mein Mittagsspaziergang gemacht habe fragte ich mich folgendes: 

Meine Aufmerksamkeit kann im Vogelgezwitscher sein, im Rauschen des Wassers, im Körpergefühl, im Ein- und Ausatmen, im Gehen .... Wer/was entscheidet, wo mein Gewahrsein weilt? 

Es kann nach Belieben gewechselt werden ohne das HIER und JETZT zu verlieren.

 

Außer wenn wir im Tiefschlaf sind, sind da Bewusstseins-Inhalte. Diese Sinneseindrücke dienen evolutionär dazu, das Lebewesen am Leben zu halten. Der Stein muss nichts wissen. Die Pflanze nicht viel. Der Regenwurm schon mehr.

 

Ein Vogel, Affe oder Mensch jedoch braucht diese ganzen Informationen damit er seine Existenz und das fortbestehen seiner Art garantieren kann. Wo ist Nahrung? Ist das Giftig? Wo ist der Fressfeind? Wo das Weibchen? Wir sprechen hier über eine ungebrochene Kette der Perfektionierung welche bis an den Anfang der Zeit zurückreicht.

 

Die Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit zu bestimmen, womit und wie lange wir uns mit etwas beschäftigen. Wer von euch jemals LSD ausprobiert hat, weiß, dass wir in der Welt nicht lange überlegen können, wenn unsere Aufmerksamkeit überall gleichzeitig ist, bzw. die kognitiven Filter zur Fokussierung und Selektion nicht mehr richtig funktionieren.

 

Nicht im „Hier und Jetzt“ zu sein bedeutet, dass unsere Aufmerksamkeit vollständig von einem Bewusstseinsinhalt absorbiert ist. Das Beste Beispiel finde ich immer noch die Selbstvergessenheit während eines spannenden Kinofilms. Du spürst deine leichten Kopfschmerzen nicht mehr, der Streit mit deinem Chef ist vergessen, das Popcorn in deiner Hand existiert nicht mehr. Du bist nur noch die Handlung dort draußen. Wo bist du? Wo ist dein Körper? Vergessen!

 

Im „Hier und Jetzt“ zu sein bedeutet vor allem, immer ein wenig deiner Aufmerksamkeit, deiner Bewusstheit nach innen zu richten. Gleichzeitig während du auch da draußen bist.

 

Wer entscheidet also, wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst? Keine Ahnung. Die Grundlagen des Lebewesen-Seins, soziokulturelle Einflüsse, Zufälligkeiten.

 

Aber so, wie auch das Bewusstsein immer da ist und alles was du erkennst in deinem Bewusstsein erscheint, sich verändert und vergeht, so kannst du lernen, dir gleichzeitig und jederzeit deiner eigenen Bewusstheit bewusst zu sein. Die äußeren Dinge verändern sich immerzu, aber dein Hier und Jetzt trägst du jederzeit in dir. Sei dir einfach deiner Selbst bewusst.

 

Zu meinem Weg gehört es (weil es ein tiefes inneres Bedürfnis ist) jeden Tag Zazen zu sitzen. Du schreibst nie davon. Ist das nicht ein elementarer Bestandteil ohne dessen wir gar nicht verstehen, was GEWAHRSEIN ist? Sitzt Du regelmäßig?

 

Oh was habe ich gesessen! Stunden, Tage, Monate, Jahre. Und mit meinem Erwachen wurde die Selbst-Präsenz von alleine stabil. Meine Bewusstheit heute ist nicht so umfassend wie es vor dem Erwachen war. Damals war alles Übung zum Ziel. Meditation ist das sicherste Mittel zum Erwachen – und es ist darüber hinaus sicher aus Selbstzweck. Es gut dem Menschen gut zu meditieren. Dazu gibt es viele Studien.

 

Aber ich meditiere schon lange nicht mehr. Keine Zeit. Keine Priorität. Ehrlich. Gerade stehe ich an einem anderen Punkt im Leben. Es kommt mir so vor, als hätte ich die letzten 1000 Leben sowieso nur in Höhlen und Kloster mit meditieren verbracht. Jetzt ist gerade mal ganz weltlich Familie und Arbeit angesagt.

 

Aber mit dem Erwachen, dem Verstehen, dem Erkennen, was ich nicht bin und was die Welt nicht ist, hat Meditation natürlich keinen Wert (mehr um Erleuchtung zu erlangen). Ich bin Meditation. Und zwar in dem Sinne wie oben beschrieben. Mein Bewusstsein ist ein fleckiger Spiegel aber er ist gerade sauber genug, damit Gott sich in jedem Moment selbst darin erkennt. Ich bin Selbst-Gewahrsein. Immer. Jetzt. Ewig.

 

Ich wünsche euch, dass ihr noch heute erkennen möget, dass alles schon immer vollkommen ist.