So - hier ist eine interessante Frage:
Insgesamt, also in alltäglichen Momenten findet noch eine Identifikation mit den Inhalten der Gedanken statt und es wird dann noch an eine abgegrenzte Person geglaubt, auch wenn Verstandesmäßig klar ist, dass "ICH" eine Illusion ist.
(Vom inhaltlichen Konzept würde ich sagen, dass noch kein vollständiges Durchschauen stattgefunden hat.)
Wir alle kommen ganz selbstverständlich aus einer totalen Identifikation. Kinder haben noch keine relative Position zu ihrem So-Sein. Sie sind sich selbst und fertig.
Später machen wir auf dem Weg die Entdeckung, dass wir irgendwie zwei Selbste sind. Ein Selbst welches wir sind und ein weiteres welches das erste Selbst betrachtet und kommentiert. Aber im Alltag wird das nicht unterschieden. Das nennen wir Identifikation.
Auf dem Weg versuchen wir dann diese Spaltung zu überwinden und die ursprüngliche Einheit bewusst wieder zu erlangen. Und technisch mag das ja möglich sein. Aber ist es denn auch notwendig?!
Schauen wir uns die Situation noch mal an. Eigentlich ist alles ein Einziges, Ungetrenntes. Das fließen des Seins. Aber unser Kopf produziert darin etwas Neues. Und zwar ein Gefühl der Getrenntheit.
Dabei ist wichtig zu verstehen, dass diese gefühlte Getrenntheit – nie eine echte oder reale Getrenntheit sein kann. Es fühlt sich nur so an. Daher gehen so viele spirituelle Übungen fehl, wenn sie versuchen etwas was nur scheinbar getrennt ist - wieder zu vereinen. Das ist nicht möglich, weil es nie eine Trennung gab.
Wir dürfen uns folglich nicht auf die scheinbare Bedeutung des Erlebens konzentrieren sondern nur auf die Form. Wir betrachten also einfach entspannt die Tatsache unseres trennenden Sehens. Nicht, damit sich etwas verändert. Das wäre genau der falsche Weg. Sondern einfach um uns selbst darin zu beobachten, wie wir diesen Schleier der scheinbaren Trennung produzieren.
Aber es ist sehr schwer, da einfach zu bleiben und zu schauen und sein eigenes aktives Abtrennen einfach nur absichtslos zu bezeugen OHNE dadurch etwas bewirken zu wollen. – Und ja, es mag sich sehr wohl etwas verändern. Aber darum geht es nicht und darf es nicht gehen. Sonst verlängerst du das Leiden bloß…
Oft ist es jedoch so, dass "in mir" während des "Hinschauens" eine Unsicherheit besteht, ein Zweifel auftaucht, ob "ICH" gerade "weggedöst", "dissoziiert" oder ob ich gerade ohne Gedanken bin. Dann schaltet sich wieder ein Gedanke ein, dem geglaubt wird, der mich dann wieder unterstützen will, "nur zu schauen", "nichts zu wollen", "den Moment als einzigen so wie er ist anzunehmen", usw.
Es ist für "mich" irgendwie noch sehr schwer hier genau zu unterscheiden, ob es in diesem Moment ein "zustand" des "absichtslosen und bewussten seins" ist, oder ob ich unbewusst gedanken gefolgt bin. Wenn die "Unterstüzungsgedanken" kommen, bin ich schnell in der Identifikation drin.
Das könnte man eigentlich fast nicht mehr besser „machen“. Ich vermute, dass das was du „Unterstützungsgedanken“ nennst, im Grunde das wieder Aufwachen aus einer relativen Unbewusstheit ist. Plötzlich erkennst du, dass du nicht so ganz sicher bist, wo du gerade warst. Wie bewusst du bis gerade eben wirklich warst.
Und dieses Erkennen reißt dich aber auch aus einem Fluss. Du wirst dir und deinem Tun wieder sehr bewusst und darin wird auch wieder die Unterscheidung zwischen dem Beobachter und den Beobachteten sehr deutlich – und damit die Identifikation.
Aber im Grunde ist das kein Problem. Wenn das kommt, was du „Unterstützungsgedanken“ nennst, dann lass einfach alle Inhalte und alle Ziel los und beobachte einfach dieses neue So-Sein. Bzw. fange einach wieder von vorne an. Kein Druck, kein Falsch und kein Richtig. Zeit und Übung wird es richten.
Die Inhalte deines Bewusstseins haben keine Bedeutung. Lass es einfach sein und geschehen wie es will und geh absichtslos und gewahr mit allem mit. Es ist egal ob du es richtig macht weil schon alles perfekt ist. Das ist die Haltung! So vertieft es sich immer weiter.