Die Grenzen des Verstehens liegen im Verstehen

Der Verstand möchte auch wenn es um DAS geht sooo gerne mitspielen, verstehen, begreifen, einordnen und lösen... Denn wie sollte eine Suche nach DEM möglich sein, wenn wir uns nicht orientieren können? 

 

 

Bei der Übung fällt mir immer wieder auf, dass unser Gehirn, das nur ein Stück Fleisch ist, ja gar nicht diese Bilder empfangen kann. Sie können doch gar nicht in dem Klumpen Fleisch erscheinen. Das ist auch die Täuschung RICHTIG?? Die Bilder erscheinen in mir also nur in GOTT RICHTIG!? Und nicht und niemals im Gehirn, denn das ist doch nur ein Klumpen Fleisch. Die Wissenschaft und der Schulunterricht haben es uns aber so beigebracht, dass es im Gehirn stattfindet nicht wahr?  

 

 

Ich kann die Frage gut nachvollziehen. Im Grunde die klassische Leib-Seele Frage. Uraltes philosophisches Problem - und bis heute nicht gelöst. Es gibt weder Beweise dafür - noch dagegen. Dessen ist sich unsere Wissenschaft ganz klar bewusst. Dennoch gibt es nur (sehr) wenige Wissenschafter, welche die Möglichkeit, dass das Bewusstsein unabhängig von der Materie (hier konkret das Gehirn) existieren könnte, ernsthaft in Erwägung zieht... 

 

Nicht weil sie das wirklich wüssten oder beweisen können. Nein - einfach, weil sie (mit gutem Recht und Skepsis) konservativ denken und sich im Zweifel gegen eine magisch-mystische Lösung entscheiden. Finde ich persönlich gut. Nicht einfach an Hexen, Geister und Poltergeister glauben sondern solche Phänomene lieber erstmal genau untersuchen. In den meisten Fällen ist es dann doch ein natürliches Phänomen oder Scharlatanerie...

 

Aber auch aus meiner Perspektive, lässt sich die Realität hinter der Wirklichkeit, unmöglich direkt, einfach und klar beschreiben...

 

Mir ist durchaus bewusst, dass ich solche oder ähnliche Sachen, wie in der Frage angedeutet - oder sogar direkt gesagt habe. Doch leider habe ich dich dabei immer angelogen und getäuscht. Und das sogar vorsätzlich. Jaja...

 

Es ist nämlich so, dass es unmöglich ist, DAS (die Realität) in Worten auszudrücken. Unseres diskursives Denkens und damit auch die Sprache, besteht aus abstrakten Symbolen, welche wiederum auch nur für empirische Wirklichkeiten stehen. Aber vor allem liegt es daran, dass unser Denken und Sprechen nur innerhalb von Zeit und Raum funktioniert. Und - wenn wir etwas beschreiben wollen, was jenseits (nicht außerhalb, weil es sich ja selbst auch als Zeit und Raum ausdrückt) von Zeit und Raum IST - muss das zwingend schief gehen...

 

Schau dir dazu evtl. nochmal dieses Q&A an. Ich habe also Grenzen im Erklären und du Grenzen im Verstehen. Letztlich kann der Verstand immer alles nur innerhalb seiner eigenen begrenzten Möglichkeiten begreifen. Der Herr Immanuel Kant hat es einfach erklärt: Wir können mit und durch dem Verstand nicht über den Verstand hinausgehen... 

 

Innerhalb von Zeit und Raum wird die Realität immer in Wirklichkeits-Stücke zerrissen. Wir erkennen, wie in Platos Höhlengleichnis, nur Schatten welche wir für die Realität halten, welche aber immer nur eine begrenzte Wirklichkeiten sind. Dabei ist es völlig egal, wie klug du bist, wie spirituell fortgeschritten oder wie intuitiv und hellsichtig. Du als Mensch innerhalb von Zeit und Raum bist "system-immanent" dazu verdammt, DAS nicht verstehen zu können. 

 

Was für eine Erleichterung! Denn es entbindet dich von einem möglichen Vollständigkeitsanspruch. Wenn du eine Ameise bist, ist auch dein Erkenntnishorizont der einer Ameise. Und wenn du ein Säugetier namens Mensch bist, ist dein Erkenntnishorizont der eines Menschen...

 

So soll es sein, so muss es ein - und so ist es richtig und gedacht. Du darfst, musst und sollst dich also in deine eigene kleine "Wolke des Nichts-Wissens" entspannen. Du als Teil bist von Natur aus unfähig das Ganze zu begreifen. Ein Ding der Unmöglichkeit - wie wunderbar befreiend!

 

Nun will ich die Frage dennoch etwas mit dem Nudelholz bearbeiten... Ist das Gehirn (Materie) die letzte Realität, dann ist das Bewusstsein und unsere Erkenntnis vom DEM, ein rein elektrisch-digitales Epiphänomen. Ähnlich einem Jucken am Hintern. Wen kümmert's...

 

Was ist aber, wenn nur DAS (Bewusstsein) wirklich existiert? Wenn das erlebte Gehirn (Materie) nur eine Einbildung, ein Traumgebilde, eine beliebig mögliche Phantasie ist?

 

Aristoteles, dieses Universalgenie der alten Griechen glaubte daran, dass das Gehirn lediglich dazu dient, das Blut zu kühlen. Was wäre, wenn die Wissenschaft von heute zum selben Schluss gekommen wäre? Was, wenn der Traum sich so oder so lenken ließe. Wenn die Wirklichkeit also eine reine Wahrscheinlichkeitsblase wäre? Die Argumente, Logik und Beweise der Neurowissenschaft wären damit selbst Teil einer raffinierten Illusion - weil auch sie nur geträumt wären...

 

Aber - entweder, lag Aristoteles in seiner Annahme falsch - oder unsere Wirklichkeit-Illusion hat sich seither so verändert, dass jetzt nicht mehr das Herz (wie bei Aristoteles) sondern das Gehirn der Sitz aller Erkenntnisfähigkeit ist.

In dem Film "Total Recall" kann die Erinnerung eines ganzen Lebens "implantiert" werden.

 

Hat die Welt gestern schon so existiert - oder sind meine Erinnerungen an die Wirklichkeit von gestern nur eine Illusion? Was, wenn meine Erinnerungen sich laufend ändern ich davon aber nichts wissen kann, weil die alten Erinnerungen schon wieder weg sind? In George Orwells dystrophischen "1984" erfindet das "Ministerium der Wahrheit" die faktische Historie im Propagandawahn so oft neu, bis keiner mehr weiß, wie es wirklich mal war... 

 

Hm... Also (wie auch immer) entweder existiert nur Materie und das Bewusstsein (und damit DAS/Gott) ist völlig durch die Materie definiert und gebunden und ihr damit letztlich untertan. Oder - es existiert nur DAS (bzw. Gott/Bewusstsein) und die Materie ist völlig durch DAS definiert und gebunden und DEM letztlich untertan...

 

Oder aber - es ist überhaupt nicht so, wie wir uns das vorstellen und ausmalen können.

 

Buddha meinte dazu - wir sollen diese Überlegungen und Spekulationen einfach lassen, zumal diese uns letztlich lediglich weiter in der Illusion halten. Nagarjuna wiederum, welcher im 2. Jahrhundert einen scheintoten Argumentations-Buddhismus wieder zu seiner lebendig Essenz zurückführte, verbannte mit dem berühmten Tetralemma alle Argumente in die große "Leere" zurück: 1. Weder ist es "so". 2. Noch ist es "nicht-so". 3. Noch ist es "so und nicht-so" gleichzeitig. 4. Noch ist es nicht "so und nicht-so" gleichzeitig.

 

Auf gut Deutsch, sagen der Buddha und auch Nagarjuna: Versuch gar nicht erst zu begreifen, wie und was DAS (die Realität) wirklich ist und wie sie funktioniert. Reine Zeitverschwendung. Ist nicht möglich und führt daher zu reiner Spekulation und die wiederum führt dich auf einen illusorischen Weg und der wiederum hält dich auf der Suche, bzw. in dem "Leiden" gefangen. Lass es!

 

Angesichts dessen, dass unser Verstand sich hier (in wahrer Selbst-Erkenntnis) selbst Schach-Matt legt, ist meine persönliche Empfehlung zu all diesen ontologischen Fragen - sich der eigenen natürlichen raum/zeitlichen Erkenntnis-Grenze einfach bewusst zu sein und dann aber die Spiele des Verstandes, die kollektive Meinung (Glaube) als auch den aktuellen Stand der Wissenschaft als mögliche "alternative Wahrheiten" zu genießen.

 

Das witzige dabei ist also, das es nur DAS gibt, aber immer wenn DAS versucht, sich selbst zu beobachten, entsteht eine "Unschärfe". Je stärker wir versuchen, DAS festzuhalten, desto schneller rinnt es uns durch die Finger. Der Welle-Teilchen-Dualismus der Physik entspricht dem Bewusstsein-Materie-Dualismus der Philosophie. Gerade der Versuch DAS zu bestimmen spaltet DAS in verschiedene hypothetische Aspekte.

 

Egal wie tief du schaust, egal wie klar deine Sicht ist - die Realität muss auf jeden Fall ganz anders sein...

 

Wie kannst du dann aber jemals zu DEM erwachen? Wie ist Erleuchtung möglich, wenn du DAS unmöglich erkennen kannst? Wenn du keine einzige Bewegung auf DAS hin machen kannst? Die Lösung liegt darin, dass Du selbst schon immer DAS bist und die Welt nur eine Erscheinung in (und bestehend aus) DEM ist. Jede (scheinbare) Bewegung auf DAS zu, ist in Wahrheit eine (scheinbare) Entfernung von DEM, weil DAS sich selbst (scheinbar) zu jagen beginnt. Die Suche ist das (scheinbare) Problem...

 

Entspanne dich also und frage lieber: "Wer will das eigentlich wissen?" Diese Frage bringt das große Erwachen, dass es kein Erwachen braucht, weil DU schon immer wach BIST...