Ist Mensch-Sein und Erwacht-Sein ein Widerspruch?

Dieser Tage habe ich eine Frage per Audioaufzeichnung erhalten. Es ging darum, wie der Erwachte weiter alltags-tauglich sein kann. Kann er sein Leben planen und Verantwortung übernehmen. Wird der Erwachte weiter von seinen Kindern, Partnern, Freunden als emotional erreichbarer Mensch erfahren? 

 

Dahinter steht wohl eine Vorstellung oder Sorge, dass das Erwachen den Menschen entmenschlicht. Dabei gilt genau das Gegenteil. Mag sein, dass wir Erleuchtung mit in Höhlen lebenden Yogis verbinden oder mit langen Reihen von buddhistischen Mönchen welche entrückt ihre Bettelschalen durch den Dschungel tragen.

 

Aber schauen wir uns das doch mal aus absoluter Sicht an: Reines Potential. Urknall. Das Potential wird Energie. Energie verdichtet sich unter Druck zu Materie. Raumzeit ist entstanden. Materie verdichtet sich unter Druck zu immer komplexeren Atomen welche Moleküle bilden, welche Gemische bilden, welche wir Sonnen und Planeten nennen.

 

Zumindest auf unserem Planeten haben sich dann Moleküle zu etwas verbunden, was wir Leben nennen. Das Thema welches sich vom Urknall bis heute durchzieht, ist eine Zunahme an Diversität und Komplexität. 

 

Es ist, als wolle das reine Potential vor dem Urknall jetzt jede nur denkbare Form ausprobieren die möglich ist. Das bedeutet, dass sich bestehende Formen zu neuen verbinden. Unter anderem auch zeitlich stabilere Formen. Soweit es das Leben betrifft, nennen wir das Evolution. Der Mensch - im körperlichen Sinne, ist darin einfach nur eine beliebige Spielvariante unter vielen. 

 

Spirituell gesehen mag es da noch etliche Zwischen- und Paralleldimensionen geben, auf welchen es z.B. um Seelen und ihren individuellen Entwicklungsweg geht. Aber das ist nicht meine persönliche Erfahrung - was nicht bedeutet, dass ich diese Möglichkeit ausschließe. Es spielt lediglich (zumindest bis jetzt) keine Rolle in meinem Leben.

 

Auf unserem Planeten hat sich das Universum von reiner Energie bis zu dem Punkt entwickelt, da das Bewusstsein in Verbindung mit Erkenntnisfähigkeit und Verstand hinter den Spiegel blicken kann. Und auch das ist einfach nur die konsequente Fortführung derselben evolutionären Bewegung. Die maximale Ausschöpfung des im Möglichen angelegten Potential.

 

Das Absolute ist alles was ist. Es ist vollständig und vollkommen, egal ob als reines Potential oder als sich entfaltendes Universum. Aus Sicht des Absoluten hat sich das Universum nie entfaltet. Aus Sicht des Universum gibt es nur Entfaltung.

 

Die Zeit und der Raum als welches sich das Absolute manifestiert, ist nicht das, was wir unter Zeit und Raum verstehen. Für uns - als Teilmanifestation, in der suchenden, ergreifenden, verstehenden Interaktion mit anderen Teilmanifestationen, muss die absolute Ebene immer unfassbar bleiben.

Das also ist das Erwachen dem Menschen? Was bedeutet es für ihn, was macht es mit ihm?

 

Bildlich gesprochen ist es so, als wäre Gott vor der Schöpfung blind und taub und wie in einem tiefen Schlaf der unbegrenzten Möglichkeiten - reines Potential. Dann aber beginnt Gott zu träumen. Und das ist der Urknall und die endlose Kette der Ereignisse innerhalb von Zeit und Raum.

 

Mir gefällt das Bild, dass Gott träumt. Wenn die Welt, der Mensch, das ganze Universum nur ein Traum ist, wird deutlich, wie irreal die gesamte Erscheinung angesichts des unbewegten Bewegers ist. 

 

Nichtsdestotrotz ist der Traum real. Er ist. Weil er Ausdruck Gottes ist. Aber eben - er ist nicht das, was er für uns zu sein scheint. Wir erkennen den Traum (das Universum) als die letzte, die höchste Realität an. Aber in Wahrheit ist unsere Realität nur eine mögliche Wirklichkeit der absoluten Realität.

 

Wir selbst sind Erscheinungen in diesem Traum und damit in unserer Essenz Eins mit Gott. Aber nicht als reale Entitäten und Individuen. Sondern bloß als eine Teil-Erscheinung unter allen anderen - ungetrennt, unverschieden. So wie in einem echten Traum die Blume nicht wirklich verschieden ist von der Wiese in der sie uns erscheint, sind auch wir nicht wirklich verschieden von der Welt in welcher wir geträumt werden.

 

Zurück zu unserer Wirklichkeit. Wir - einfache, scheinbar getrennte Menschen die ihr Leben leben und auf der Suche sind nach den menschlichen Werten welche Gott (die Natur) von uns will, dass wir sie suchen.

 

Im Grunde wollen wir doch nur atmen - weil Menschen das so tun (müssen). Und essen und trinken - weil Menschen das so tun (müssen). Und alles andere, was Menschen so tun (müssen).

 

Und manchmal suchen wir auch nach der letzten Wahrheit, nach Gott, nach Erleuchtung - weil Menschen das so tun (müssen).

 

Wir können nur deshalb spirituelle Gedanken haben und nach der letzten Wahrheit suchen, weil wir Form sind. Und weil wir wir eben nicht Steine sind sondern diese tentakelbehafteten Hautsäcke voll Knochen und Blut, die blind tastend ihr natürliches Habitat erkunden..

 

Aber genau so soll es sein. Diese Lebewesen welche zum eigenen Erhalt andere Lebewesen verschlingen und deren Überreste ausscheiden, haben den Punkt erreicht, da sie ihre wahre Natur, ihre Grundlage erkennen können.

 

Aber Achtung! Nicht der Mensch erkennt - sondern der Traum zeigt sich lediglich als erkennender Mensch. Und damit ist es am Ende immer nur Gott der der Traum ist, der der Mensch ist, der etwas erkennt.

 

Der Mensch bleibt dabei auch nach dem Erwachen Mensch. Noch immer hat er zwei Arme und zwei Beine. Noch immer muss er atmen, essen und trinken. Noch immer ist er ein soziales Wesen mit Emotionen und dem Wunsch Mensch zu sein. Er soll eben Mensch sein und muss daher Mensch sein wollen.

 

Im Erwachen erkennt er lediglich, dass seine Interpretation seiner Selbst und der Welt beschränkt war. Er erkennt, dass er und die ganze Welt sowas wie der Traum des Absoluten ist. Dass daher alles zwar verschieden aussieht aber in seiner Essenz ein einzig Ungetrenntes ist. Dass aber auch Einheit und Trennung nur Worte sind und die Realität weit über sein menschliches Verständnis hinausgehen muss.

 

Der Mensch erkennt, dass nicht sein Wille geschieht, sondern dass sein erlebter Wille immer SEIN Wille ist. Der Mensch erkennt, dass er nie er selbst als ein eigenständiges Wesen und Individuum war, sondern dass er und alles was ihn ausmacht, in Wahrheit einfach nur Erscheinungen sind. Und dass selbst diese Erkenntnis einfach nur eine weitere Erscheinung ist in diesem grandiosen Traum Gottes…

 

Wo Gott in seinem Traum bis dahin glaubte, ein getrennter Mensch auf der Suche nach Einheit zu sein, wird klar, dass der Mensch und seine Suche von Anfang an nur ein Traum war. Darin entspannt sich der geträumte Mensch. Er muss nicht mehr zuhause ankommen, weil er nie verloren war - und darin ist er letztlich doch zuhause angekommen.

 

Der erwachte Mensch bleibt also Mensch. Der Traum träumt ihn damit aber einfach nur freier und entspannter, mutiger und fröhlicher als davor. Mag sein, dass sich für manche dieser erwachten Traum-Menschen Bewusstseinszustände ergeben in welchen diese dauerhaft entrückt erscheinen. 

 

Aber eigentlich will der Traum nicht weniger Möglichkeit - sondern immer mehr Möglichkeit erschaffen. Sich immer und immer weiter entfalten immer mehr Freiheit zum Ausdruck. 

 

Für das Absolute gibt es kein Erreichen. Kein Ziel und keine Notwendigkeit. Alles ist jederzeit vollkommen. Daher sehe ich mich auch nicht als etwas besonderes. Denn ich weiß, dass ich in Wahrheit das reine Potential ist, welches dieser Traum ist, welches dieser Mensch ist, welcher scheinbar erwacht ist.

 

Als Mensch lebe ich mein Leben zu seinen Bedingungen. Es ist offensichtlich, dass das Leben mich lebt. Dass das Leben und ich darin eins sind. Wenn dieser Körper sich verletzt, erscheinen Schmerzen und der mehr oder weniger verzweifelte Versuch etwas dagegen zu unternehmen. 

 

Aber gleichzeitig sieht etwas jederzeit, dass all dies die Qualität eines Traums hat. Alles nicht so ernst, nicht so wichtig. Auch das geht vorbei - und egal wie es ausgeht, ich - ICH bin von all dem nicht wirklich berührt - denn ICH BIN jenseits von Zeit und Raum. Immer, ewig, absolut.

 

Ich als Mensch wähle, entscheide und versuche ein gutes Leben zu leben - und während dieser Mensch das Gefühl hat zu entscheiden, ist es gleichzeitig offensichtlich, dass es nur so ausschaut wie eine persönliche Wahl, wie mein eigener Wille.

 

Ich lasse diesen Menschen Mensch sein. Einfach weil es keinen Unterschied macht. Einfach, weil es kein sich Verlieren und kein Erreichen gibt. Daher kümmere ich mich um mein Kind, um den Garten, die Steuererklärung. Deshalb vermeide ich es auf den Reißnagel zu treten und deshalb kämpfe ich schon immer mit meinem Gewicht. Weil all das bedeutet Mensch zu sein.

 

Das Erwachen - hat Gott im Menschen an sich selbst erinnert und jetzt genießt Gott die Reise in diesem Traum-Körper - so lange sie dauert. Der Mensch entwickelt sich dabei immer weiter. Die Integration des Erwachens ist endlos und wird sich wohl über Generationen in der Gesellschaft immer weiter vertiefen. Der Mensch ist nur ein Fenster durch welches Gott sich selbst zuwinken kann.

 

Wäre der Charakter von diesem Sascha-Menschen anders, so hättet ihr nie was von ihm gehört. Aber der Mensch ist halt so, dass er Wissen weitergeben will. Das macht den Menschen zum Menschen. 

 

Und so wie Buddha 50 Jahre damit verbracht hat, seine Lehre zu verbreiten, fühle auch ich mich dazu berufen meine Erkenntnis in die Welt zu tragen. Auf meine eigene kleine Bodhisattva-Weise. Auf die Sascha-Weise. Und viele andere tun dasselbe. Auf ihre Weise. Und möglicherweise wirst auch du das bald schon tun...

 

Der eine kann diese Worte hören, der andere jene. Wer letztlich meine hört - habe ich nicht zu entscheiden. Aber die Zeit zeigt, dass meine Worte den einen oder anderen berühren und ihn seinem evolutionären Ziel ein wenig näher bringen. Und nur deshalb spreche ich zu euch. Weil ihr mir zeigt, dass mein Wirken für euch Bedeutung hat. Und damit erfüllt ER durch mich - SEINEN Willen, SICH in euch zu erkennen. 

 

Jetzt gehe ich auf die 50 zu und habe endlich mal halbwegs die finanziellen Mittel um etwas Zeit mit euch zu verbringen. Würde ich morgen im Lotto gewinnen (leider spiele ich nicht), würde ich wohl meine ganzen Tage damit verbringen euch auf eurem scheinbaren Weg zu unterstützen. Einfach weil ES will, dass ich das will.

 

Einfach weil es so wunderschön ist, euch beim Aufwachen zu betrachten. Denn euer Erwachen, ist MEIN Erwachen...